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Eine Schwangerschaft ist an sich schon eine unglaublich faszinierende und emotionale Zeit. Wenn du dann erfährst, dass nicht ein, sondern gleich zwei (oder sogar mehr) Babys in deinem Bauch heranwachsen, ist die Überraschung natürlich groß und die Gefühle fahren Achterbahn. Werde ich es schaffen, mehreren Kindern gleichzeitig gerecht zu werden? Bestimmt schwanken deine Emotionen zwischen Euphorie, Vorfreude, Angst und Glück.
Aber bedeutet doppeltes Glück auch doppelte Sorgen? Worin unterscheidet sich die Schwangerschaft mit Mehrlingen von einer „normalen“ Schwangerschaft? Und gibt es besondere Risiken? In diesem Ratgeberartikel erfährst du alles über die Schwangerschaft und Geburt von Mehrlingen, damit du dich bestens vorbereitet fühlst auf das Abenteuer Zwillinge.
Zwillinge sind nicht gleich Zwillinge. Besonders in Bezug auf die Risiken einer Mehrlingsschwangerschaft spielt es eine große Rolle, ob die Babys aus einem Ei oder aus zweien entstanden sind und ob sie sich eine Fruchthöhle bzw. Plazenta teilen. Aus diesem Grund schauen wir uns zunächst einmal an, welche Formen von Zwillingen es gibt und wie diese entstehen.
Wie der Name schon sagt, entstehen eineiige Zwillinge (monozygote Zwillinge) aus einer befruchteten Eizelle. Dabei ist es entscheidend, zu welchem Zeitpunkt sich die befruchtete Eizelle in zwei identische Teile aufteilt:1
Zeitpunkt der Teilung (Tage nach der Befruchtung) | Merkmale | Wissenschaftliche Bezeichnung | Häufigkeit innerhalb der eineiigen Zwillinge |
---|---|---|---|
< 3 Tage | Jedes Baby hat seine eigene Fruchtblase und eine eigene Plazenta. | Dichoriale Zwillinge | Etwa 35 % |
3 bis 8 Tage | Jedes Baby hat seine eigene Fruchtblase, beide Kinder teilen sich jedoch eine Plazenta. | Monochorial-diamniote Zwillinge | Etwa 65 % |
8 bis 13 Tage | Beide Babys teilen sich eine Fruchtblase und eine Plazenta. | Monochorial-monoamniote Zwillinge | Etwa 1 % |
> 13 Tage (unvollständige Teilung) | Beide Babys teilen sich eine Fruchtblase und eine Plazenta. Die Kinder sind miteinander verwachsen und teilen sich teilweise ihre Organe. | Monochorial-monoamniote Zwillinge (siamesische Zwillinge) | < 0,1 % |
Hat jedes der eineiigen Zwillingsbabys seinen eigenen Mutterkuchen (Plazenta), so ist das Risiko für Komplikationen deutlich geringer als bei Zwillingen, die sich eine Plazenta teilen.
Da eineiige Zwillinge dieselben Erbinformationen in sich tragen, sehen sie sich nach der Geburt sehr ähnlich. Auch sind sie immer vom gleichen Geschlecht. Es können also entweder zwei Jungen oder zwei Mädchen in deinem Bauch heranwachsen.
Bei nur einem Drittel aller Zwillingsschwangerschaften handelt es sich um eineiige Zwillinge.2
Reifen innerhalb eines Monatszyklus zwei Eizellen gleichzeitig, so können zweieiige Zwillinge (dizygote Zwillinge) entstehen. Hierbei werden die beiden Eizellen von zwei unterschiedlichen Spermien befruchtet. Darüber hinaus kann es zu einer Mehrlingsschwangerschaft kommen, wenn im Zuge einer Kinderwunschbehandlung zwei oder mehr Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt werden.
Die Kinder sind genetisch also nicht identisch, sondern ähneln sich wie Geschwister. Bei zweieiigen Zwillingen können die Babys vom selben Geschlecht sein, es ist aber auch möglich, dass du einen Jungen und ein Mädchen bekommst.
Bei zweieiigen Zwillingen hat jedes Kind seine eigene Plazenta und seine eigene Fruchthöhle. Die Risiken einer solchen Mehrlingsschwangerschaft sind darum verhältnismäßig gering.
Zweieiige Zwillinge sind deutlich häufiger als eineiige und machen etwa 66 % aller Zwillingsschwangerschaften aus.3
Auf natürliche Weise entstehen Mehrlinge, wenn sich die befruchtete Eizelle gleich mehrfach teilt und sich daraus dann drei, vier oder auch mehr Embryonen entwickeln. Häufig sind Schwangerschaften mit vielen Babys das Resultat einer künstlichen Befruchtung, bei welcher der Frau mehrere befruchtete Eizellen eingesetzt werden.
Zwillingsschwangerschaften sind gar nicht so selten. Im Jahr 2019 kamen in Deutschland 29.000 Mehrlingskinder auf die Welt, das sind 3,7 % aller Neugeborenen. 98 % davon sind Zwillinge.4
Damit werden heute deutlich mehr Zwillinge geboren als noch vor einigen Jahrzehnten. Zum Vergleich: 1977 lag der Anteil der Mehrlinge bei lediglich 1,7 %. Er hat sich seitdem also mehr als verdoppelt.5 Wie kommt es zu diesem Anstieg?
Hormonbehandlungen führen häufig dazu, dass mehr als eine Eizelle pro Zyklus reift und befruchtet werden kann. Darüber hinaus werden bei künstlichen Befruchtungen (In-vitro-Fertilisation) oft zwei oder drei befruchtete Eizellen eingesetzt, um die Erfolgschance zu erhöhen. Entwickeln sich alle Embryonen weiter, ist eine Mehrlingsschwangerschaft die Folge.
Je älter eine Frau ist, desto schwieriger wird es mit dem Schwangerwerden. Gleichzeitig steigt mit dem Alter jedoch die Wahrscheinlichkeit an, Zwillinge zu bekommen. So haben Frauen mit zunehmendem Alter häufiger zwei Eisprünge pro Zyklus. Da Frauen ihr erstes Kind immer später bekommen, ist dies ebenfalls ein Grund für die zunehmenden Zwillingsschwangerschaften.6
Es gibt zunächst keine typischen Schwangerschaftssymptome, an denen du selbst erkennen kannst, dass du mit Zwillingen schwanger bist. Häufig sind die Beschwerden wie Übelkeit oder Müdigkeit im ersten Trimester etwas stärker. Dies kommt daher, dass mehr des Schwangerschaftshormons hCG produziert wird.7 Im späteren Verlauf ist eine Mehrlingsschwangerschaft in der Regel beschwerlicher, da die Belastung für die Mutter besonders hoch ist. Auch nehmen werdende Zwillingsmamas oft schon früher an Gewicht zu. Die empfohlene Gewichtszunahme bis zum Ende der Schwangerschaft beträgt bei Müttern von Zwillingen übrigens zwischen 16 und 20 kg.8
Eine Zwillingsschwangerschaft sicher feststellen kann nur dein Frauenarzt / deine Frauenärztin per Ultraschall. Gewöhnlich wird eine Mehrlingsschwangerschaft zwischen der 8. und 12. SSW im Ultraschall diagnostiziert. In manchen Fällen ist dies auch schon in der 6. oder 7. SSW möglich.9
Zwillinge bringen jede Menge Freude und magische Momente ins Leben. Gleichzeitig kann aber auch die ein oder andere Sorge mitschwingen. So gelten Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften als Risikoschwangerschaften. Folgende Komplikationen für Mutter und Kind können auftreten:
Zwei Babys im Bauch – kein Wunder, dass eine solche Schwangerschaft mitunter sehr beschwerlich sein kann. Unter anderem besteht bei einer Zwillingsschwangerschaft ein erhöhtes Risiko für:10, 11
Bei Zwillingen, die jeweils ihre eigene Fruchthöhle und Plazenta haben, verläuft die Schwangerschaft meist ohne größere Komplikationen. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. Schließlich ist das Gewicht in deinem Bauch und damit der Druck auf Gebärmutter und Muttermund gleich doppelt so groß. Somit kann es zu vorzeitigen Wehen oder einem vorzeitigen Blasensprung kommen. Zudem sind diverse Komplikationen möglich, die eine schnelle Entbindung notwendig machen.12
Darüber hinaus kommt es bei Zwillingsschwangerschaften häufiger zu einer Fehlgeburt im 1. Trimester. Manchmal ist von dem Abort nur ein Zwilling betroffen, während sich das andere Kind normal weiterentwickelt („vanishing twin“).13 Der sogenannte „Vanishing Twin“ wird dabei nicht über eine Blutung abgestoßen, sondern vom Körper der Mutter absorbiert, sodass er per Ultraschall nicht mehr zu sehen ist.
Teilen sich die Babys eine Plazenta oder Fruchthöhle, so geht dies manchmal mit einigen zusätzlichen Problemen einher:
Da solche und andere Komplikationen bei Zwillingsschwangerschaften auftreten können, wirst du als werdende Mutter von Zwillingen engmaschiger überwacht. Es wird empfohlen, sowohl das Ersttrimesterscreening als auch das Organscreening im 2. Trimester machen zu lassen.16
Bei einer unkomplizierten Zwillingsschwangerschaft soll ab der 20. SSW alle vier Wochen ein Ultraschall durchgeführt werden. Hierbei werden unter anderem das Gewicht der Babys und die Menge des Fruchtwassers geschätzt.17
Teilen sich beide Kinder eine Plazenta, so findet ab der 16. SSW alle zwei Wochen eine Ultraschalluntersuchung statt. Bei Komplikationen können die Frauenarzttermine auch in kürzeren Abständen notwendig sein.18
Kann ich meine Zwillinge natürlich gebären? Dies fragen sich viele schwangere Zwillingsmamas. In vielen Fällen ist eine natürliche Geburt möglich. Oftmals werden Zwillinge jedoch per Kaiserschnitt entbunden.
Eine spontane Geburt von Zwillingen ist möglich, wenn:19
Um Komplikationen zum Ende der Schwangerschaft zu vermeiden, werden Zwillinge in der Regel zwischen der SSW 36+0 und 38+0 entbunden. Falls du noch keine Wehen hast, wird die Geburt ggf. eingeleitet.20
Ausschlusskriterien für eine natürliche Geburt:21
In diesen Fällen ist eine natürliche Geburt nicht möglich und ein Kaiserschnitt demnach unumgänglich. Auch Drillinge und Vierlinge werden in der Regel per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht.22
Du bist schwanger mit Mehrlingen? Dann beginnt dein Mutterschutz wie bei einer Schwangerschaft mit nur einem Baby sechs Wochen vor deinem errechneten Geburtstermin. Nach der Geburt beträgt dein Mutterschutz dann allerdings 12 Wochen (anstelle von 8 Wochen). Und was, wenn die Babys früher kommen? Dann wird der Mutterschutz, der dir hierdurch vor der Entbindung verloren ging, hinten drangehängt.23
Die Elternzeit wird pro Kind berechnet. Pro Kind hast du einen Anspruch auf bis zu 3 Jahre Elternzeit.24
Wenn du deine Kinder in den ersten Lebensmonaten zu Hause betreust, hast du einen Verdienstausfall. Dieser soll durch das Elterngeld ausgeglichen werden. Das heißt, bei Zwillingen dürfen du und dein:e Partner:in bis zu 6 Jahre in Elternzeit gehen. Bei Drillingen sind es sogar 9 Jahre. Grundsätzlich bekommst du nur einmal Elterngeld, auch wenn du Zwillinge oder Mehrlinge hast. Allerdings gibt es für Mehrlingseltern einen Aufschlag.25
Elterngeld bei Zwillingen:
Elterngeld bei Drillingen:
Elterngeld bei Vierlingen:
Keine Frage: Eine Mehrlingsschwangerschaft ist sowohl seelisch als auch körperlich eine große Herausforderung. Neben den allgemeinen Tipps für Schwangere, wie eine ausgewogene Ernährung, sanfte Bewegung und genügend Ruhe, solltest du auf folgende Dinge achten:
Die Nachricht, dass du Zwillinge, Drillinge oder gar Vierlinge bekommst, löst bei dir bestimmt eine große Gefühlsachterbahn aus. Ein unglaublich spannender und herausfordernder Lebensabschnitt wartet nun auf dich. Zögere in dieser aufregenden Zeit nicht, Hilfsangebote anzunehmen und tausche dich mit anderen Zwillingseltern aus. Für diese besondere Schwangerschaft und all die Abenteuer, die danach kommen, wünschen wir dir nur das Beste!
Unser Aptacare Expertenteam ist für dich da - so wie du für dein Baby!