Du hast Fragen?
Unser Aptacare Expertenteam ist für dich da - so wie du für dein Baby!
Warm, weich und geborgen – für Babys gibt es keinen sichereren Ort als den Bauch ihrer Mama. Doch manchmal werden sie plötzlich aus dieser friedlichen Umgebung gerissen und müssen sich anpassen an die Widrigkeiten der Außenwelt. Frühgeburten sind keinesfalls selten. Etwa jedes zehnte Kind weltweit kommt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt und gilt demnach als Frühchen. Dank hochmoderner Medizin kann Frühgeborenen früher und immer besser geholfen werden. Dennoch haben frühgeborene Kinder oft einen steinigen Weg vor sich. Für die Eltern kommt die Frühgeburt häufig ganz unerwartet. Es gibt wohl kaum einen anderen Moment im Leben, wo Angst und Glück so nahe beieinander liegen.
Hatte es auch dein Baby eilig, das Licht der Welt zu erblicken? Verlaufen die ersten Lebenswochen deines Lieblings so ganz anders, als du es dir ausgemalt hast? In diesem Ratgeber beantworten wir dir alle Fragen rund um die Frühgeburt. Was sind die Ursachen? Wie lässt sich das Risiko einer Frühgeburt verringern? Welche gesundheitlichen Probleme können bei Frühgeborenen auftreten? Und wie kannst du deinem Baby den Start ins Leben erleichtern?
Gewöhnlich dauert eine Schwangerschaft rund 40 Wochen bzw. 280 Tage. Hierbei wird ab dem Zeitpunkt des Beginns der letzten Menstruation gerechnet. Babys, die zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, gelten als reifgeboren.1
Als Frühchen bezeichnet man all jene Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden.2 In Deutschland sind dies ca. 62.000 pro Jahr, also etwa jedes 12. Kind.3 Die meisten Frühgeborenen wiegen bei der Geburt weniger als 2500 Gramm.4 Doch Frühgeburt ist nicht gleich Frühgeburt. So ist ein fast reifes Baby, das in Schwangerschaftswoche 36 entbunden wird, nicht mit einem extrem Frühgeborenen aus der 24. Schwangerschaftswoche zu vergleichen.
Man teilt die Frühchen aus diesem Grund in verschiedene Kategorien ein:
Einteilung nach vollendeter Schwangerschaftswoche (SSW):5
Geburt vor der vollendeten | |
---|---|
28. SSW | Extrem unreife Frühgeburt |
32. SSW | Sehr unreife Frühgeburt |
34-36. SSW | Späte Frühgeburt |
Einteilung nach Geburtsgewicht:5
Geburtsgewicht | |
---|---|
< 1000 Gramm | Extrem niedriges Geburtsgewicht (Extremely low birth weight, ELBW) |
< 1500 Gramm | Sehr niedriges Geburtsgewicht (Very low birth weight, VLBW) |
< 2500 Gramm | Niedriges Geburtsgewicht (Low birth weight, LBW) |
Wenn es um Frühchen geht, kommen vielen Menschen die ganz zarten Frühstarter in den Sinn, die vor der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken. Tatsächlich sind diese jedoch deutlich seltener als späte Frühgeburten. So werden rund 80 % aller Frühchen nach der 32. Schwangerschaftswoche geboren.6
Je unreifer das Baby, desto schwerer fällt die Anpassung an das Leben außerhalb des Mutterleibs. Mit jeder Woche, die das Ungeborene länger im Bauch verbleibt, sinkt das Risiko für bleibende Schäden und zugleich steigen die Überlebenschancen. Babys, die vor der vollendeten 22. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, überleben nur in Ausnahmefällen. Gleichzeitig kann Frühgeborenen dank hochmoderner Medizin immer früher geholfen werden. Der Zeitpunkt, ab dem die Ärzt:innen medizinische Maßnahmen ergreifen, um das Neugeborene am Leben zu erhalten, ist von Land zu Land unterschiedlich.
In Deutschland dürfen Frühgeborene ab der vollendeten 22. Schwangerschaftswoche intensiv-medizinisch behandelt werden.7 Ab der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche sollen Ärzt:innen lebensrettende Maßnahmen ergreifen. Bei einer Geburt zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche wird im Einzelfall entschieden, ob medizinisch eingegriffen wird. Eine Lebenserhaltung um jeden Preis sollte im Hinblick auf die langfristigen gesundheitlichen Risiken vermieden werden.8
Gestationsalter, chronologisches Alter, korrigiertes Alter – als Mama oder Papa eines Frühgeborenen bist du diesen Begriffen bestimmt schon begegnet. Aber was bedeuten sie eigentlich?
Warum gerade wir? Habe ich etwas falsch gemacht? Viele Eltern stellen sich diese Fragen, wenn sie erfahren, dass ihr Baby zu früh auf die Welt kommen wird. Die Ursachen für eine Frühgeburt sind vielfältig und können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein.
In etwa zwei Dritteln der Fälle handelt es sich um eine spontane Frühgeburt, ausgelöst durch vorzeitige Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung.12 Hierfür kommen verschiedenste Ursachen infrage:
Manchmal ist es aus medizinischen Gründen notwendig, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden, beispielsweise, wenn die Gesundheit von Mutter oder Kind in Gefahr ist. Eine solche indizierte Frühgeburt kann unter anderem folgende Ursachen haben:
Verschiedene Faktoren erhöhen die Gefahr einer Frühgeburt. Besonders hoch ist das Risiko bei Mehrlingsschwangerschaften. So beträgt die Frühgeburtenrate bei Zwillingen 60%.12 Bei Drillingen oder mehr Ungeborenen im Mutterleib ist es noch wahrscheinlicher, dass vorzeitige Komplikationen eintreten. Weitere Faktoren, die eine Rolle spielen können, sind Übergewicht24 und chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus.25 Daneben sind auch seelische Ursachen wie Stress und psychische Belastungen nicht außer Acht zu lassen.26
Du bist schwanger und manchmal macht es dir vielleicht Angst, dass dein kleines Wunder zu früh kommen könnte? In vielen Fällen hast du keinen Einfluss darauf, wenn sich dein Bauchbewohner oder deine Bauchbewohnerin vorzeitig auf den Weg macht. Bestimmte Verhaltensweisen können sich jedoch positiv auf den Verlauf der Schwangerschaft auswirken:
Eine Frühgeburt kann sich durch verschiedene Anzeichen ankündigen. Das deutlichste Symptom sind vorzeitige Wehen. Bist du in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft, dann hast du bestimmt schon gespürt, dass sich dein Bauch hin und wieder verhärtet. In der Regel handelt es sich dabei um harmlose Übungswehen. Sind die Kontraktionen jedoch schmerzhaft und treten in regelmäßigen, immer kürzer werdenden Abständen auf, dann könnte es sich um echte Wehen handeln.28 Lasse dich in diesem Fall umgehend ärztlich untersuchen. Auch wenn deine Fruchtblase platzt oder du Blutungen hast, solltest du rasch ein Krankenhaus aufsuchen.
Werden bei dir Anzeichen einer Frühgeburt festgestellt, so ist dies natürlich eine sehr beängstigende Situation. Glücklicherweise gibt es einige Maßnahmen, die helfen können, die Schwangerschaft möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Manchmal sind Stress und körperliche Belastung die Auslöser für vorzeitige Wehen. In diesem Fall können schon Ruhe und Schonung zu einem Abklingen der Wehentätigkeit führen. Auch werden häufig Magnesiumpräparate eingesetzt, um die Muskulatur der Gebärmutter zu entspannen.29
Ist der Gebärmutterhals bereits verkürzt und der Muttermund geöffnet, so wird in der Klinik versucht, die Geburt aufzuhalten. Oftmals erhält die Schwangere eine Kortisonbehandlung. Diese unterstützt die Lungenreifung des Babys. Ebenso werden Tokolytika eingesetzt, Medikamente zur Hemmung der Wehen.29
Bei einem geöffneten Muttermund kann eine Cerclage vorgenommen werden. Hierbei wird der Gebärmutterhals mit einem Kunststoffbändchen umschlungen und damit verschlossen. Alternativ kann ein Cerclage-Pessar, ein weicher Gummiring über den Muttermund geschoben werden.29
Manche werdende Mütter müssen wochenlang liegend verbringen, um das Risiko einer Frühgeburt zu verringern. Diese Situation kann sehr belastend sein. Bist du selbst betroffen, so versuche etwas gegen das Gefühl der Hilflosigkeit zu unternehmen. Tausche dich mit deinen Vertrauenspersonen über deine Gefühle und Ängste aus. Oft hilft es, sich auf das Positive zu konzentrieren. Male dir aus, wie es sein wird, wenn dein Baby geboren ist. Versuche dich darauf einzulassen, nun selbst ein bisschen umsorgt zu werden, bevor du bald die Mutterrolle übernehmen wirst.
Erfahrungsbericht von Katharina Charissé, Holistic Human Design Coach, Yogalehrerin mit Schwerpunkt Prä- und Postnatalyoga der MamAcademy:
Es waren nur 200 Meter.
200 Meter von der Haltestelle bis nach Hause. Aber: Ich wusste nicht, wie ich sie schaffen sollte. Diese vielen Schritte. Ich hatte solche Schmerzen im Bauch. Und Angst.
Angst, dass meinem Baby oder mir etwas passieren könnte.
Ich rief eine Freundin an. Sie musste mir helfen. Ich konnte nicht mehr.
“Ihr Gebärmutterhals ist stark verkürzt. Sie gehen jetzt wieder nach Hause und dann ruhen Sie sich aus, Frau Charissé. Sie machen nichts anderes, sonst kommt Ihr Baby schon jetzt.”
Bäm. Das saß wie ein Schlag ins Gesicht. Nun bekam ich die Quittung dafür, dass ich nicht auf mein Bauchgefühl hören wollte. Es rief mir nämlich seit Wochen lautstark zu, dass ich kürzer treten muss.
Doch ich ignorierte diese Stimme in mir.
Ich wollte stark sein – wie immer. Nicht jammern. Weitermachen wie vor der Schwangerschaft. Einfach die coole Schwangere sein.
Also mobilisierte ich all meine Kräfte und fieberte dem Mutterschutz entgegen. Es war ja nicht mehr lang.
Nun musste ich mich schonen. Viel früher als erwartet. Wenige Tage vor dem Start in den Mutterschutz ging der Schleimpfropf ab. War das nicht ein erstes Anzeichen auf die Geburt?
Ja, das war es. Ich bekam fünf Tage später Wehen und brachte am darauffolgenden Tag meinen Sohn zur Welt. Sechs Wochen zu früh – auf den Tag genau zum Start des Mutterschutzes.
Plötzlich war ich Mama eines Frühchens. Oder war es gar kein Frühchen mehr?
Eine Frühgeburt ist ein sehr schneller Start ins Leben – sowohl für das Baby als auch für die Mama. So verlief nach der Geburt alles holprig.
Statt sich im Wochenbett einzumummeln, sich Essen liefern zu lassen und tagelang zu kuscheln, saß ich jeden Tag stundenlang mit Tränen in den Augen vor dem Brutkasten.
Uniklink statt sanftes Wochenbett. Desinfektionsschleuse statt warme Dusche im häuslichen Badezimmer.
Meine körperlichen Bedürfnisse spielten im Angesicht der Situation gar keine Rolle. Ich wollte nur, dass es meinem Baby gut geht. Abpumpen, Wiegen, ständiges Messen des Gelbsuchtwertes – so sah mein Alltag auf der Frühchenstation aus.
Auch als wir endlich nach Hause konnten, fühlte es sich nicht wie ein langsames Ankommen an. Wir waren direkt mittendrin. Ich erinnere mich an viel Rennerei zu Ämtern und weiteren Ärzt:innen. Zudem fehlte uns noch einiges an Babyausstattung, um die ich mich im Wochenbett kümmern musste.
Hinzu kam bei mir die Stillbeziehung, die bei fast allen Müttern Zeit braucht. Anfangs gab es Fläschchen und ich musste abpumpen, irgendwann konnten wir zum Vollstillen an der Brust übergehen – all das kostete Nerven und Kraft.
Was ich aus dieser Situation lernen durfte?
Erst einmal bin ich extrem dankbar, dass ich trotz des Schocks dieser spontanen und frühen Geburt vaginal entbinden konnte. Ich habe die Geburt dank eines tollen Ärzteteams und guter Betreuung als magisch und wunderschön in Erinnerung. Unsere Kliniken sind in Deutschland sehr professionell und mir konnte die Angst dort sehr gut genommen werden.
Das größte Learning ist jedoch: Immer der inneren Stimme zu vertrauen und die eigenen Grenzen zu akzeptieren – und zwar egal, was im Außen passiert und was andere sagen. Nimm den Stress raus, wenn es zu viel ist. Und hole dir Hilfe – und zwar nicht erst, wenn es zu spät ist.
Meine innere Stimme hatte mich seit Wochen bereits angeschrien, doch ich wollte nicht hören. Wer weiß, ob ich die frühe Geburt hätte verhindern können, wenn ich JA zu mir gesagt hätte.
Glaub mir, wenn du vor dem Brutkasten sitzt, ist dein Anspruch an Perfektion und Stärke, den du jetzt an den Tag legst, nichts mehr wert. Da zählt nur noch eines: dein Baby.
Vielen Dank an Aptaclub, dass ich meine Geschichte einmal mit dir teilen konnte.
>> Mehr zum Thema Frühchen findest du auch bei unserem Partner die MamAcademy. <<
Die wenigsten Eltern sind auf eine Frühgeburt vorbereitet. Manchmal muss ganz schnell entschieden werden, in welche Klinik die Schwangere eingeliefert wird. Doch woher weißt du, welches Krankenhaus deinem Baby die besten Chancen bietet?
Es ist ratsam, bei einer sich ankündigenden vorzeitigen Entbindung vor der 30. Schwangerschaftswoche ein Krankenhaus mit angeschlossenem Perinatalzentrum aufzusuchen.30 Dort ist nach der Geburt eine optimale Versorgung für Mama und Kind gewährleistet. Zudem muss das Neugeborene bei Komplikationen nicht in ein anderes Krankenhaus verlegt werden, was zusätzlichen Stress und eine größere Distanz zwischen Mutter und Kind bedeuten würde.
Die medizinische Versorgung des frühgeborenen Kindes stellt das wichtigste Auswahlkriterium dar. Daneben kannst du folgende Punkte bei der Wahl berücksichtigen:
Grundsätzlich können Frühchen sowohl vaginal als auch per Kaiserschnitt (Sectio) entbunden werden. Bei sehr kleinen Frühgeborenen fällt die Wahl häufig auf einen Kaiserschnitt. Diese Art der Entbindung gilt für die extremen Frühchen als schonender.12
Bei Kindern ab der 32. Schwangerschaftswoche, die sich in Schädellage befinden, spricht generell nichts gegen eine natürliche Geburt.12 Bei jüngeren Frühchen sowie Babys in Beckenendlage scheint das Risiko von Komplikationen wie Hirnblutungen durch eine vaginale Entbindung erhöht.12 Auch bei Notfallsituationen, wenn das Kind schnell geholt werden muss, wird eine Sectio durchgeführt.
Im Bauch der Mutter findet das Ungeborene die perfekten Bedingungen, um sich zu entwickeln. Es schwebt im immer gleich warmen Fruchtwasser und ist darin vor der Schwerkraft geschützt. Über die Nabelschnur bekommt es sowohl Sauerstoff als auch Nährstoffe. Es muss also weder selbst atmen noch Nahrung verdauen. Nach einer Frühgeburt verliert es mit einem Mal diese schützende Entwicklungsumgebung. Selbst reif geborene Babys haben nicht selten Anpassungsprobleme. Bei Frühchen, deren Organe noch nicht ausgereift sind, ist das Risiko von Komplikationen besonders hoch.
Die Atmung stellt eines der größten Probleme für unreif geborene Babys dar. Fast alle Kinder, die vor der 30. Schwangerschaftswoche entbunden werden, benötigen anfangs eine Atemunterstützung. Extreme Frühchen können oft noch gar nicht selbstständig atmen und müssen beatmet werden. So ist die Lunge eines der Organe, das als Letztes vollständig ausreift. Der Körper zu früh geborener Babys produziert noch nicht ausreichend Surfactant. Ohne diese Substanz können sich die Lungenbläschen nicht richtig entfalten und fallen in sich zusammen. Zur Vorbeugung dieses Atemnotsyndroms bekommt die Schwangere bei einer drohenden Frühgeburt Medikamente zur Lungenreifung verabreicht.4
Auch die oft notwendige Beatmung birgt Risiken. So kann es hierdurch zu einem Reißen der Lungenbläschen kommen, wodurch sich Luft zwischen Lunge und Brustwand ansammelt. Hierbei spricht man von einem Pneumothorax. Manchmal bilden sich auch langfristige Veränderungen des Lungengewebes, beispielsweise bei der Bronchopulmonalen Dysplasie. Dies ist eine chronische Lungenerkrankung, bei welcher der Gasaustausch erschwert ist.4
An einem Frühchen ist alles sehr zart und fein. So auch die Blutgefäße. Aus diesem Grund ist die Gefahr groß, dass es in gewissen Arealen des Gehirns zu einem Reißen der dünnen Äderchen kommt. Eine solche Hirnblutung ist manchmal ganz harmlos, sie kann jedoch auch schwere Schäden nach sich ziehen. Darum werden die Neugeborenen auf der Frühchenstation genau überwacht, um gegebenenfalls sofort handeln zu können und das Risiko bleibender Schäden zu verringern.4
Nicht wenige Frühgeborene haben Probleme mit den Augen. So kann die erhöhte Sauerstoffzufuhr während der Beatmung Veränderungen der Netzhautgefäße mit sich bringen (Frühgeborenen-Retinopathie). Oft bilden sich diese von ganz alleine wieder zurück, in schweren Fällen kann sich jedoch die Netzhaut ablösen. Um eine Erblindung zu vermeiden, werden verschiedene Medikamente und Laserbehandlungen eingesetzt.4
Frühgeborene sind besonders anfällig für Infektionen. Zum einen ist ihr eigenes Immunsystem noch nicht ausgereift.31 Zum anderen besitzen sie nur wenige Antikörper, da diese erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Bakterien, Viren und andere Keime haben demnach ein leichtes Spiel und können für frühgeborene Kinder schnell lebensbedrohlich werden.4 Hygiene spielt auf der Frühchenstation darum eine herausragende Rolle. Bestimmte Maßnahmen können die Reifung des kindlichen Immunsystems fördern. Hierzu zählen das Stillen4 und das sogenannte Känguruhen32 (siehe unten).
Da dem Kind wertvolle Entwicklungszeit im Bauch fehlt, arbeitet die Leber noch nicht optimal. Frühgeborene sind daher häufig von Gelbsucht betroffen. Diese lässt sich per Lichttherapie in der Regel gut behandeln.4
Entzündet sich das unreife Darmgewebe, so besteht die Gefahr einer nekrotisierenden Enterokolitis. Falls diese zu einem Darmdurchbruch führt, ist eine Operation notwendig. Ein kleiner operativer Eingriff ist ebenfalls im Falle einer Leistenhernie erforderlich. Etwa 20 bis 30 % aller Frühgeborenen sind hiervon betroffen.4
Manchmal macht es dir vielleicht Angst, überall die möglichen Komplikationen nachzudenken, die bei Frühchen auftreten können. Liegt dein kleiner Liebling auf der neonatologischen Intensivstation, dann kennst du sicherlich diese nervenzehrende Gefühlsachterbahn zwischen Hoffen und Bangen. Immer wieder werden Eltern überrascht, wie stark ihr kleiner Kämpfer oder ihre kleine Kämpferin ist. Manchmal lassen sich Spätfolgen nicht vermeiden. Doch glücklicherweise steigen die Überlebenschancen unreifer Frühgeborener stetig und viele dieser Komplikationen sind dank der intensivmedizinischen Betreuung gut behandelbar.
Wie wird sich mein Baby entwickeln? Wird es motorische oder kognitive Beeinträchtigungen haben? Wird es ein ganz normales Leben führen können? Die Frage nach der Zukunft beschäftigt die meisten Frühcheneltern. Eine klare Prognose ist schwierig – jedes Frühchen ist anders. Aber: Die meisten Frühgeborenen entwickeln sich zu gesunden Kindern und Erwachsenen. Vor allem späte Frühgeborene holen gegenüber anderen Kindern schnell auf. Bei einer frühen Frühgeburt dauert es in der Regel etwas länger, bis die kleinen Kämpfer aufschließen. Doch dank des stetigen Fortschritts in der Medizin können immer mehr dieser extremen Frühstarter mit keinen bzw. nur wenigen Einschränkungen leben.
Zur Beurteilung der Frühchen-Entwicklung wird in den ersten Lebensjahren das korrigierte Alter herangezogen. Da Voraussagen schwierig sind, sollten Frühgeborene in regelmäßigen Abständen von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin untersucht werden. So können eventuelle Entwicklungsverzögerungen schnell erkannt und gegebenenfalls therapiert werden.33
Welche langfristigen Folgen einer vorzeitigen Geburt sind zu beobachten? Im Schnitt werden Frühchen häufiger krank und haben ein etwas schwächeres Immunsystem.34 Zu den schwersten dauerhaften Problemen zählen Lungenerkrankungen35, spastische Lähmungen33 und Blindheit36. Diese Fälle sind zum Glück selten. Häufiger sind leichte motorische Einschränkungen, teilweise ein etwas niedriger Intelligenzquotient und eine Tendenz zu Lernproblemen. Durch eine gezielte Förderung kann die Entwicklung jedoch positiv beeinflusst werden.33
Und noch ein Lichtblick: Laut einer Studie rauchen und trinken Frühgeborene im späteren Leben seltener und kommen weniger mit dem Gesetz in Konflikt. Dies erklären die Wissenschaftler durch die besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge, die Frühcheneltern ihren Sprösslingen schenken.37
Für die Eltern kommt eine Frühgeburt häufig ganz unerwartet. Eben noch hast du glücklich den wachsenden Bauch gestreichelt, niedliche Strampler bewundert und dir Gedanken über die Farbe des Kinderwagens gemacht und plötzlich stehen da ganz andere Fragen im Raum. Wird mein Kind überleben? Wie lange müssen wir im Krankenhaus bleiben? Welche langfristigen Folgen wird die zu frühe Geburt haben?
Neben der Sorge ums Kind kommen noch andere Gefühle hinzu. Vor allem Mütter machen sich häufig Vorwürfe. Sie fühlen sich schuldig und fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Hätten sie die Frühgeburt nicht verhindern können? Warum konnte ihr Körper das Baby nicht voll austragen? Auch trauern sie oft den entgangenen Wochen und Monaten der Schwangerschaft nach.4
Während der Zeit auf der Neointensivstation funktionieren viele Mütter und Väter nur noch. Das normale Leben steht auf einmal still. Oft fühlen sie sich hilflos, wenn sie ihr Baby voller Schläuche im Inkubator betrachten und es gar nicht richtig versorgen können. Für die Psyche der Eltern und den Aufbau einer Bindung zum Kind ist es darum wichtig, Vater und Mutter so weit es geht in die täglichen Aktivitäten miteinzubeziehen.38
Frühchenmamas fällt es aufgrund der Umstände häufig schwerer, eine Bindung zu ihrem Neugeborenen einzugehen, als Mamas von termingerecht geborenen Kindern.39 Bei Frühchenpapas scheint das Gegenteil der Fall zu sein. So zeigen Studien, dass die Väter durch die intensiven Wochen auf der Frühchenstation besonders stark am Bondingprozess teilnehmen.40
Bestimmt hast du ihn dir während der Schwangerschaft so schön ausgemalt: diesen Moment, wenn dir dein Neugeborenes in die Arme gelegt wird. Doch nach einer Frühgeburt ist oft alles ganz anders. Anstatt den Hautkontakt mit deinem kleinen Wunder zu genießen, wird das Kind schnell weggebracht. Später darfst du es dann auf der Neonatologie besuchen. Je nach Gesundheitszustand liegt es vielleicht in einem Inkubator, über Schläuche und Kabel an Maschinen angeschlossen. Ein beängstigendes Bild. Du möchtest für deinen Sprössling da sein. Doch wie kannst du es in dieser Situation schaffen, eine Bindung zu deinem kleinen Schatz aufzubauen?
Nicht wenige Eltern haben zunächst einmal Berührungsängste. Zum einen ist da die Angst, das Kind wieder zu verlieren. Zum anderen ist das Kleine so winzig und sie befürchten, es zu verletzen. Durch die medizinischen Geräte ist zudem der Körperkontakt häufig sehr eingeschränkt. Sofern es die Gesundheit des Babys zulässt, sollte jedoch dieser Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Eltern und Kind ermöglicht werden. Selbst die Kleinsten können es fühlen, hören und riechen, wenn Mama und Papa bei ihnen sind.4
Eine wundervolle Methode, um euer Bonding zu stärken, ist das sogenannte Känguruhen. Hierbei ruht das Baby auf der nackten Brust seiner Mama bzw. seines Papas. Für die Eltern fühlt sich dieser innige Kontakt oft magisch an. Endlich haben sie das Gefühl, etwas für ihr Neugeborenes tun zu können.
Neben Glücksgefühlen bringt die Känguru-Methode noch zahlreiche weitere Vorteile mit sich. Diese Nähe zu Mama und Papa, das Hören des Herzschlags, das Fühlen der Atmung – all dies hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Frühchens. So verbessern diese sensorischen Reize seine Konzentrationsfähigkeit und fördern seine motorischen und kognitiven Fähigkeiten.41
Erwiesenermaßen ist Muttermilch die ideale Nahrung für Babys. Dies gilt ebenso für frühgeborene Kinder.42 Ist eine Ernährung des Frühchens durch Muttermilch nicht möglich, so ist es wichtig, spezielle, Frühchennahrung zu füttern.
Je nach Entwicklungsstadium des Frühchens kann es zudem sein, dass Muttermilch alleine nicht ausreicht. In diesem Fall müssen Nährstoffe supplementiert werden. Bei Babys mit sehr niedrigem Geburtsgewicht (< 1000 Gramm) kann es notwendig sein, noch zusätzliche Proteine zu supplementieren, welche der abgepumpten Muttermilch zugesetzt werden. Dadurch wird der Nährstoff-und Energiegehalt der Muttermilch deutlich erhöht. Somit kann der hohe Bedarf des Frühgeborenen gedeckt werden, um ein angemessenes Wachstum zu ermöglichen.
Muttermilch gilt als wertvolle Starthilfe für die Allerkleinsten.
Möchtest du dein Frühgeborenes stillen? Das ist wunderbar und in den meisten Fällen auch möglich. Allerdings benötigen die kleinen Schnellstarter am Anfang oft eine besondere Unterstützung. Vor allem sehr unreif Geborene sind anfangs noch zu schwach, um direkt an der Brust zu trinken. Erst etwa ab der 32. bis 34. Schwangerschaftswoche sind die Kleinen so weit entwickelt, dass die Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen richtig funktioniert.43
Aus diesem Grund wirst du als Frühchenmama die Milch vermutlich zunächst abpumpen. Diese abgepumpte Muttermilch wird deinem kleinen Kämpfer oder deiner kleinen Kämpferin dann über eine Sonde, per Becher oder per Flasche verabreicht. Oft wird die Milch zusätzlich mit Nährstoffen angereichert.38 Besonders in den ersten zehn Tagen nach der Geburt ist das Abpumpen von großer Bedeutung. Hierdurch wird die Brust auf das Stillen eingestellt. Ein guter Start vereinfacht das Stillen auf lange Sicht und regt den Körper zu einer ausreichenden Milchproduktion an.38
Zugegeben, das Abpumpen kann ein anstrengender und langwieriger Prozess sein. Gleichzeitig ist es für viele Frühchenmütter ein Trost, damit aktiv zur Gesundheit ihres Lieblings beizutragen. Achte aber immer darauf, dass es dir gut geht. Wende dich an das Stationsteam, wenn du dich überfordert fühlst. Falls die Belastung zu groß wird, gibt es glücklicherweise Alternativen. Zum einen arbeiten viele Kliniken mit Milchbanken zusammen. So könnte dein Kind auch Muttermilch einer Spenderin erhalten. Darüber hinaus gibt es heutzutage auch spezielle Frühchennahrung, die optimal an die Bedürfnisse der Kleinsten angepasst ist.42
Die Eltern sind auf der Neugeborenen-Intensivstation viel mehr als nur Besucher. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Entwicklung des frühgeborenen Babys. Darum sollten sie so viel es geht in die Betreuung, Pflege und Fürsorge eingebunden werden. Hierdurch erhalten die Eltern das gute Gefühl, gebraucht zu werden. Zudem ist dies die beste Vorbereitung auf die erste Zeit mit dem Baby zu Hause.
Welche Tätigkeiten (neben dem bereits genannten Känguruhen) kannst du als Mama oder Papa übernehmen?43
Endlich mit dem Baby nach Hause kommen! Auf diesen Moment fiebern die meisten Frühcheneltern hin. Doch wann ist das Kind so weit, dass es nach Hause darf? Früher galt lange, dass Frühgeborene, mindestens 2.500 Gramm wiegen müssen, um entlassen zu werden. Heute ist das Gewicht alleine kein Maßstab für diese Entscheidung. Viel wichtiger sind folgende Faktoren:44
In Ausnahmefällen werden auch Kinder entlassen, die noch zusätzlich Sauerstoff bekommen oder per Sonde ernährt werden. Auch bekommen die Eltern als Vorsichtsmaßnahme manchmal einen Monitor mit nach Hause, der die Atmung und Sauerstoffsättigung des Babys überwacht.44
Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Eltern ausreichend auf die Zeit zu Hause vorbereitet werden und das Kind alleine versorgen können. Die meisten Kliniken bieten hierzu spezielle Familienzimmer an, in denen die kleine Familie in den letzten Tagen zusammen untergebracht ist.
Der große Tag ist endlich gekommen! Du darfst deinen Schatz mit nach Hause nehmen. Dabei ist es ganz normal, wenn sich unter die Vorfreude auch Ängste und Unsicherheiten mischen. Werde ich alles richtig machen ganz ohne die Hilfe der Pfleger:innen? Was, wenn es zu Komplikationen kommt? Wie wird sich mein Kind an die neue Umgebung gewöhnen? Mache dir keine Sorgen, auch für die Zeit daheim kannst du auf vielerlei Unterstützung zählen.
Zum einen ist da der Kinderarzt bzw. die Kinderärztin, der oder die deinen Sprössling in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren begleiten wird. Daneben hast du natürlich Anspruch auf eine Hebammenbetreuung sowie eine ambulante Unterstützung durch Nachsorgepfleger:innen. Kommt es zu Auffälligkeiten in der Entwicklung, gibt es zudem vielfältige Fördermöglichkeiten für dein Kind, von Frühförderung über Krankengymnastik bis zu Ergotherapie.
Gewöhnlich beginnt der Mutterschutz in Deutschland sechs Wochen vor der Geburt und endet acht Wochen nach der Entbindung. Bei einer Frühgeburt wird diese Schutzfrist nach der Geburt auf zwölf Wochen verlängert. Zudem werden die Tage, die dein Kind zu früh gekommen ist, an die zwölfwöchige Frist „angehängt“. Deine Krankenkasse benötigt von dir hierfür ein ärztliches Attest. Aus diesem muss hervorgehen, dass dein Neugeborenes bei der Geburt weniger als 2500 Gramm wog, bzw. dass noch nicht alle Reifezeichen voll ausgebildet sind.46
Darüber hinaus kannst du bei deiner Krankenkasse unter anderem die Übernahme folgender Kosten beantragen:46
Während dein Frühchen im Krankenhaus in den besten Händen ist, durchlebst du bestimmt ein Wechselbad der Gefühle, fühlst dich manchmal hilflos und überfordert. Glücklicherweise gibt es für Frühcheneltern jede Menge Anlaufstellen. Wir von Aptaclub haben die Initiative „Kämpferherzchen“ ins Leben gerufen. Mit dieser Initiative unterstützen wir die kostenlose Hotline des Bundesverbandes „Das frühgeborene Kind“ e.V. An fünf Tagen die Woche erhältst du unter der Nummer 0800 - 8758770 emotionale Hilfestellung und kompetente Antworten auf alle deine Fragen.
Unser Aptacare Expertenteam ist für dich da - so wie du für dein Baby!