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Johanna Klum mit Interviewgästen Eva & Mandy im Deeptalk Studio

„Gewalt unter der Geburt“ – Aptacare Deeptalk Episode 1

Im ersten Aptacare Deeptalk sprechen Moderatorin Johanna Klum, Chefärztin für Geburtsmedizin Mandy Mangler und Hebamme Eva Placzek über Gewalterlebnisse unter der Geburt, über Ursachen und Möglichkeiten, sich und seine Liebsten vor solchen Erlebnissen zu schützen.

Dass eine Geburt nicht schmerzfrei verläuft, ist wohl kein Geheimnis. Doch dass Frauen physische und psychische Gewalt auch vom medizinischen Personal im Kreissaal ausgehend erleben müssen, wird nur selten offen diskutiert. Oft wird das Erleben betroffener Frauen als Teil des Geburtsvorgangs normalisiert oder gleich ganz tabuisiert. 

Wir sprechen offen und ehrlich über verschiedene Formen von Gewalt unter der Geburt, gehen auf Ursachenforschung und geben ganz praktische Tipps, was jede und jeder Einzelne tun kann, um das eigene Geburtserlebnis so positiv wie möglich zu gestalten.  

Deeptalk Gast Folge 1 - Chefärztin Prof. Dr. Mandy Mangler

“Angst ist ein großer Faktor bei Geburten. Gegen die Angst hilft, möglichst viel zu wissen.”

Chefärztin Prof. Dr. Mandy Mangler spricht in diesem Deeptalk über medizinische Fakten und veraltete Methoden der Geburtshilfe in Kreißsälen und gibt spannende Einblicke in strukturelle Herausforderungen der Kranken- und Geburtshäuser.

Aptacare Deeptalk Moderatorin Johanna Klum

"Geburt ist größer als wir alle und auch ein Wunder."

Johanna Klum ist Moderatorin aus Berlin und selbst Mutter von zwei Kindern. Als Gastgeberin des Aptacare Deeptalks führt sie mit viel Herz, Offenheit und Empathie durch das Format und schafft eine Atmosphäre, in der sich Gäste wohlfühlen und offen und ehrlich über bewegende Themen sprechen können.

Deeptalk Gast Folge 1 - Hebamme Eva Placzek

“Geburt verläuft oft auf Umwegen.”

Hebamme Eva Placzek teilt vielfältige Einblicke in ihre täglichen praktischen Erfahrungen und Erlebnisse mit gebärenden Müttern und erklärt, vor welchen Herausforderungen Hebammen in ihrem Beruf stehen.

Nimm dir einen Moment Zeit und steig in den Deeptalk ein – auf Instagram und TikTok kannst du deine Gedanken zu diesem Thema teilen und mitdiskutieren.

Aptacare Deeptalk Folge 1 Thumbnail

Content Note: in diesem Video geht es unter anderem um physische und psychische Gewalt unter der Geburt. Wenn dich dieses Thema belastet, schau dir das Video am besten nicht allein an oder nimm gerne Kontakt zu unserem Aptacare Expertenteam auf.

Du hast nichts falsch gemacht.

Es ist sehr wichtig, ohne Stigma oder Beurteilung darüber zu sprechen, was du erlebt hast. Wenn du in unserem ersten Deeptalk erkannt hast, dass auch du Gewalt unter der Geburt erfahren hast (ganz gleich in welchem Ausmaß), dann ist es dein gutes Recht, mit Experten darüber zu sprechen. 

Wir haben hier die wichtigsten Informations- und Anlaufstellen rund um das Thema Gewalt unter der Geburt für dich zusammengestellt. Auch wenn du diese Erfahrung nicht gemacht hast und dich vor deiner Schwangerschaft oder Geburt darüber informieren willst, findest du hier alle wichtigen Fakten und Tipps. 

Das Aptacare Experten Team ist ebenfalls immer für dich da.

Weiterführende Fragen & Antworten zum Thema

Idealerweise ist das Verhältnis zwischen der Gebärenden und den Geburtshelfern von Respekt, Unterstützung, beidseitigem Vertrauen und informierten Entscheidungen geprägt. Gewaltfreie Geburtshilfe bedeutet, dass die Selbstbestimmtheit der Gebärenden gewahrt wird. Eine selbstbestimmte Geburt umfasst unter anderem folgende Aspekte:

  • Der Geburtsplan (z.B. Geburtsposition, Schmerzlinderung) wird jederzeit berücksichtigt.
  • Der Geburtsraum ist ein geschützter Ort, in dem die Intimsphäre der Gebärenden respektiert wird.
  • Die Geburt darf sich nach den individuellen Bedürfnissen entwickeln, solange dies die Gesundheit von Mutter und Kind nicht gefährdet.

Hebammen und andere medizinische Fachkräfte hören aktiv zu, bieten emotionale Unterstützung, kommunizieren empathisch und transparent und finden einen wertschätzenden Ton.

Gewalt bei der Geburt bezeichnet jede Form von Missachtung und Misshandlung sowie von Eingriffen, die ohne die informierte Zustimmung der Gebärenden erfolgen. Das schließt neben physischer, psychischer oder struktureller Gewalt potenziell auch Interventionen ein, die unumgänglich und möglicherweise lebensrettend sein können. Denn grundsätzlich hängt es immer von der subjektiven Wahrnehmung der Gebärenden ab, welche Maßnahmen oder Verhaltensweisen während der Geburt als gewaltsam empfunden werden.

Beispiele für physische Gewalt:

  • Vorgabe der Geburtsposition ohne Erklärung einer medizinischen Notwendigkeit
  • Eingriffe oder Berührungen, die nicht ausreichend besprochen oder abgestimmt wurden

Beispiele für psychische Gewalt:

  • Verbaler Druck (z.B. Anschreien, Drohungen, Diskriminierung)
  • Missachtung persönlicher Bedürfnisse (z.B. Ignorieren von Wünschen, Verweigerung von Schmerzmitteln)
  • Machtmissbrauch (z.B. Ess- oder Trinkverbote, Nötigung zu Zwangshandlungen)

Beispiele für strukturelle Gewalt:

  • Personal-, Zeit- oder Kapazitätsmangel (z.B. Unterangebot an Hebammen, Kreißsaal-Schließungen, fehlende wohnortnahe Versorgung)
  • Mangelnde Wahlmöglichkeiten bei der Geburtsart

Bislang gibt es nur wenige repräsentative Studien zum Ausmaß von Gewalt in der Geburtshilfe. Einzelne Untersuchungen aus Europa deuten darauf hin, dass zwischen 10 % und 30 % der Gebärenden mit Traumatisierungen zu kämpfen haben.1,2 In einer deutschen Studie gaben sogar 50 % der Teilnehmenden an, negative Geburtserfahrungen gemacht zu haben.3

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) sieht vor allem wirtschaftliche und strukturelle Defizite im Gesundheitssystem als Ursache. Häufig werden mehrere Gebärende gleichzeitig betreut, sodass aufgrund von Zeit- und Kapazitätsmangel nicht genügend auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden kann. Stattdessen werden Gebärende bei standardisierten Routineprozessen oft nicht ausreichend in Entscheidungen einbezogen.

Deutsche Kliniken und Krankenhäuser bieten zunehmend Schulungen und Sensibilisierungsprogramme an, um das Bewusstsein der Geburtshelfer zu schärfen – medizinisch wie emotional. Auch Geburtstraumata und deren Prävention sind ein wichtiger Bestandteil moderner Geburtshilfe. Interessensvereinigungen wie Mother Hood oder Roses Revolution machen seit Jahren auf vorherrschende Missstände aufmerksam.

Geburtsvorbereitungskurse sind hilfreich, um sich mit dem Geburtsprozess vertraut zu machen. Ein Geburtsplan dient dazu, bestimmte Präferenzen (z.B. Geburtsposition) festzulegen. Dazu fördert offene Kommunikation mit den Geburtshelfern über Wünsche, Sorgen und Ängste das gegenseitige Vertrauen. Die frühzeitige Suche einer Hebamme stärkt oft das Sicherheitsgefühl, und Bezugspersonen schaffen eine beruhigende Atmosphäre. Zusätzlich können Doulas, nicht-medizinische Geburtsbegleiterinnen, emotionalen Beistand leisten. Viele Doulas setzen sich ausdrücklich für eine gewaltfreie Geburt ein.

In einer Erklärung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt es: „Schwangere Frauen haben das Recht darauf, mit Würde behandelt zu werden und die Freiheit zu haben, Informationen zu fordern, zu erhalten und weiterzugeben, frei von Diskriminierung sowie den höchstmöglichen Standard körperlicher und geistiger Gesundheit zu genießen.“

Das Bundesministerium für Gesundheit führt die sogenannten Patientenrechte, die auch Anwendung in der Geburtshilfe finden. Darin enthalten sind das Einsichtrecht in die Behandlungsunterlagen, das Recht auf Information und Aufklärung sowie das Recht auf Selbstbestimmung – demnach darf eine „medizinische Maßnahme grundsätzlich nur mit Einwilligu­ng der Patientin oder des Patienten erfolgen“.

Essenziell ist, dass sowohl das Wohl des Kindes als auch die Autonomie der Mutter berücksichtigt werden. Eine Gebärende hat das Recht, Entscheidungen für ihren eigenen Körper zu treffen. Darin inbegriffen ist die Option, eine medizinische Intervention abzulehnen. Ein Eingriff wird dann als übergriffig betrachtet, wenn er ohne Zustimmung erfolgt, sofern die Umstände dies nicht absolut zwingend erfordern – beispielsweise in lebensbedrohlichen Situationen oder wenn eine rechtzeitige Einwilligung zum Schutz von Mutter und Kind nicht eingeholt werden kann.

Auf psychischer Ebene zählen Flashbacks, Albträume, Ängste und postpartale Depressionen zu möglichen Auswirkungen negativer Geburtserfahrungen; in schwereren Fällen auch eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Zum anderen können körperliche Verletzungen resultieren, etwa nach einem Kaiserschnitt oder einer Gebärmutterentfernung.

Hilfstelefon:

Schwierige Geburt richtet sich an Mütter, die über ihre Geburtserfahrungen sprechen möchten – kostenlos und anonym.

Roses Revolution:

Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, legen Mütter seit 2011 rosafarbene Rosen vor Kreißsälen und Kliniken ab, in denen ihnen Gewalt angetan wurde. Anschließend teilen sie Bilder in den Sozialen Medien – als Symbol, die Sprachlosigkeit zu durchbrechen. Inzwischen beteiligen sich zunehmend Väter, Familienangehörige sowie Doulas und Hebammenschülerinnen an der weltweiten Bewegung.

Auswahl an Organisationen, Vereinen und Institutionen zur Geburtsverarbeitung:

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